Vermeulen & Vermeulen Reclame unterstützt die TU Delft bei der Produktion eines mechanischen Beatmungsgeräts

Vermeulen & Vermeulen Reclame   |   Die Niederlände

Vermeulen & Vermeulen Reclame ist eine Werbeagentur mit Sitz im niederländischen Nieuwkuijk, die bereits seit 1996 im Bereich von Signing, Beschriftung, Carwrapping und Display Graphics tätig ist. Dass die Technische Universität Delft in 2020 in Zusammenhang mit einem mechanischen Beatmungsgerät an das Unternehmen herantreten sollte, hatte der sympathische Unternehmer Marcel Vermeulen auf jeden Fall nicht kommen sehen. 

Aber auch die Studenten, die diesbezüglich Kontakt zu ihm aufgenommen haben, hatten erst ganz andere Pläne für das kommende Jahr. Sie hatten nämlich vor, ein Praktikum im Ausland zu absolvieren. Als das Coronavirus ihnen einen Strich durch die Rechnung gemacht hat und sie mit der wachsenden Sorge über einen möglichen Mangel an Beatmungsgeräten konfrontiert wurden, haben die Professoren und Studenten der TU Delft sich entschieden, anstatt des abgesagten Praktikums eine neue, übergreifende Initiative ins Leben zu rufen: Air for All.

Project Inspiration ist ein Teil davon. Gemeinsam mit seinen Studenten ist es dem Projektleiter Professor Gert Smit gelungen, auf der Grundlage eines im Museum Boerhave verfügbaren britischen Modells aus den 1960er Jahren in relativ kurzer Zeit ein Beatmungsgerät zu entwickeln. Bei dem so genannten East Radcliff-Ventilator handelt es sich um ein mechanisches Gerät - bei dem also keine Elektrizität eingesetzt wird, sodass es relativ einfach gebaut und repariert werden kann.

Das es sich bei dem Prokelt um ein Open-Source-Projekt handelt, sind die Baupläne für jeden frei zugänglich. Außerdem hat sich das Team ganz bewusst für Bauteile entschieden, die auf der ganzen Welt breit verfügbar sind, damit das Gerät auch den Mangel an Beatmungsgeräten in ärmeren Ländern beheben kann. Ein erfolgreiches Projekt: Anfang Mai wurde bereits ein erstes Baumuster nach Guatemala verschickt. Dort wird es der lokalen Produktionsanlage Talleres Hernandez als Beispiel für die Produktion des Geräts im eigenen Land dienen.

Da für diese Art von Gerät selbstverständlich auch ein haltbares, deutlich lesbares Bedienfeld benötigt wird, hat sich das Team  im April von Marcel Vermeulen beraten lassen. Sie haben den Entwurf  selbst geliefert, und Marcel hat sich um das notwendige Finetuning gekümmert. Anschließend begann er die Bedienfelder auf seiner Roland DG LEJ-640F zu produzieren.

Die LEJ-640F ist ein Großformat-UV-LED-Flachbettdrucker mit den Maßen 1,60 m x 3,20 m, die auch starre Materialien bedrucken kann. Wie die meisten UV-Drucker hat sie eingebaute LED-Lampen, die dafür sorgen, dass die Tinte schnell trocknet, was für mehr Flexibilität sorgt. Marcel erklärt: „Erst haben wir mit unserer LEJ-640F spiegelverkehrt die Rückseite der Bedienfelder gedruckt. Darum haben wir für die Bedienfelder durchsichtiges Polycarbonat gewählt. Danach haben wir mit unserer Zünd eine spezielle, doppelseitige 3M-Klebeschicht geschnitten, die wir auf der Rückseite des Bedienfeldes befestigt haben.“

Durch diese Kombination aus einer spiegelverkehrt gedruckten Rückseite und einer doppelseitigen 3M-Klebeschicht wird der Print ausreichend geschützt und sind die Bedienfelder besonders haltbar. „Wir haben derzeit bereits 3 Proben für die TU Delft gedruckt. Wir gehen jedoch davon aus, dass diese demnächst im größeren Umfang produziert werden – was wir allerdings noch nicht sicher wissen.“ Die Folien, auf denen die Bedienfelder gedruckt werden, sind  1,4 x 1 m groß, und jedes einzelne Bedienfeld misst 15,5 x 24 cm. „Ich kann also zirka 30 pro Run produzieren“, berichtet er.

Wie die TU Delft gerade auf ihn gekommen ist, weiß er nicht genau. Es könnte jedoch sein, dass es mit der beliebten niederländischen Talkshow Jinek zu tun hat. Diese wird täglich auf RTL XL ausgestrahlt, und Anfang April war Vermeulen & Vermeulen Reclame im Rahmen der Mundschutzmaskeninitiative Brabant (Brabant Mondmaskers Initiatief) zu Gast. Zusammen mit anderen Freiwilligen produziert Marcel nämlich schon seit der zweiten Märzhälfte Mundschutzmasken. Damit sind keine Mundschutzmasken aus Baumwolle gemeint, sondern Masken aus echtem Filtermaterial.

„Sie sind nicht CE-zertifiziert, wurden jedoch getestet“, und zwar durch niemand geringeren als die TU Delft. Die Universität war so von der Initiative beeindruckt, dass sie selbst vorgeschlagen haben, das Material zu testen. „Mit besonders guten Ergebnissen“, bestätigt Marcel. „Dieses Material kam übrigens bereits zu Zeiten der Schweinegrippe erfolgreich zum Einsatz. Obwohl die Masken kein CE-Zertifikat besitzen, sind sie dennoch sicher und vielseitig anwendbar.“

Diese Masken wurden kostenlos an die unterschiedlichen Pflegeeinrichtungen in der Region verteilt. Darüber hinaus hat Marcel seinen Webshop um eine ganze Reihe von Materialien ergänzt, mit denen Unternehmen und andere Einrichtungen ihre Gebäude corona-sicher machen können – von unterschiedlichen Arten von Bodengrafiken, Hinweistafeln und Gesichtsschutz bis zu günstigen Schutzschirmen aus haltbarem Karton, um eine Lösung für den zunehmenden Mangel an Plexiglas anzubieten.

Aber was motiviert ihn, neben diesen ganzen zusätzlichen Aktivitäten auch noch kostenlose Mundschutzmasken für die regionalen Pflege- und Gesundheitseinrichtungen zu produzieren und die TU Delft bei der Produktion ihres Bedienfeldes zu unterstützen? „Es wurde ziemlich schnell deutlich, dass die Regierung Probleme hatte, genug Schutzmaterialien zur Verfügung zu stellen. Ich wusste, dass wir wahrscheinlich sowieso weniger zu tun hatten und ich hatte die notwendigen Geräte, um diese Art von Material intern zu produzieren.“

Er dachte sich also: warum nicht? „Ich wollte vor allem helfen. Und obwohl die Intensivstationen bis jetzt fantastische Arbeit geleistet haben und der Druck auf diese Abteilungen inzwischen abgenommen hat, bleibt die Angst vor eine möglichen zweiten Welle. Dieses Mal werden wir und vor allem Länder wie Guatemala jedoch dank der TU Delft auf zusätzliche Beatmungsgeräte zählen können. In Zeiten wie diesen wird deutlich, dass wir sehr anpassungsfähig und in der Lage sind, uns schnell neue Lösungen auszudenken.“